Durchfallerkrankungen beim Kind

Was sind die Ursachen von Durchfall?
Neu auftretender Durchfall ist meistens Folge einer infektiösen Magen-Darmerkrankung. Häufig treten vor oder mit dem Durchfall auch noch Erbrechen und Fieber auf. Auslöser der Infektion sind meistens Viren, seltener auch durch Bakterien verunreinigte Lebensmittel.


Wie gefährlich ist eine Durchfallerkrankung?
Säuglinge und Kleinkinder bis 2 Jahre sind am stärksten gefährdet. Bei kleinen Kindern kann Durchfall und Erbrechen schon innerhalb weniger Stunden zu einer Austrocknung führen: Dies kann ernste Konsequenzen für die Gesundheit des Kindes haben.


Was können Eltern tun?
Am wichtigsten ist es, die durch Durchfall und Erbrechen verlorene Menge an Flüssigkeit und Blutsalzen (Elektrolyte) rasch zu ersetzen. Mit Hilfe der richtigen Elektrolyt-Glukose-Mischung kann das für den Körper so wichtige Wasser optimal vom Darm aufgenommen werden. Fertige, in Pulverform erhältliche „Elektrolyt-Glukose- Trinklösungen“ im richtigen Mischungsverhältnis gibt es in jeder Apotheke. Je früher Sie bei Durchfall die Lösung verabreichen, umso besser ist es für Ihr Kind. Sollte Ihr Kind die Elektrolytlösung verweigern, verwenden Sie Tee oder Wasser.


Wie viel Flüssigkeit braucht mein Kind?
Die Menge hängt sowohl vom Alter und dem Gewicht Ihres Kindes als auch von der Flüssigkeitsmenge ab, die durch Durchfall und Erbrechen verloren gegangen ist. Zeigt Ihr Kind schon Zeichen der Austrocknung, z. B. eine trockene Zunge, eingesunkene Augen und ist unruhig oder sehr durstig, benötigt es in den ersten 3– 4 Stunden 40– 50 ml Flüssigkeit pro Kilogramm Körpergewicht. Ohne Zeichen von Austrocknung sollten Säuglinge 50– 100 ml und Kleinkinder 100– 150 ml Flüssigkeit nach jedem Durchfall oder Erbrechen bekommen.


Wie nimmt mein Kind die Flüssigkeit am besten ein?
Die Flüssigkeit sollte gekühlt oder bei Zimmertemperatur gegeben werden. Wenn Ihr Kind erbricht, geben Sie zu Beginn alle 2 Minuten kleine Mengen mit einem Teelöffel oder einer Spritze. Erst wenn auf diese Weise 100– 200 ml eingenommen wurden, können Sie dem Kind größere Mengen auf einmal aus dem Becher oder der Flasche anbieten (z. B. 30– 50 ml alle 15 Minuten). Wenn Ihr Kind nicht erbricht, können Sie gleich mit den größeren Mengen beginnen.


Wann und was darf ich meinem Kind wieder zu essen geben?
Der Darm braucht für den Heilungsprozess Energie. Wenn Sie Ihr Kind stillen, können Sie es zwischen dem Füttern der Trinklösung an die Brust legen. Sobald der Körper Ihres Kindes wieder gut mit Flüssigkeit versorgt ist (was nach 3– 4 Stunden der Fall sein sollte), geben Sie ihm auch wieder die gewohnte Nahrung. Säuglinge erhalten Muttermilch oder ihre übliche Flaschennahrung in normaler Konzentration (nicht verdünnt), Kleinkinder erhalten ihre gewohnte Kost. Günstig sind stärkehaltige Produkte wie Nudeln, Breie, Kartoffeln, Brot oder Zwieback. Auch Fett ist erlaubt. Schränken Sie in den ersten Tagen stark zuckerhaltige Speisen und Getränke, besonders Säfte und Softdrinks, ein.


Medikamente und Hausmittel
Bei Durchfall sind in der Regel keine Medikamente erforderlich. Einige wenige Medikamente können allerdings die Durchfalldauer verkürzen und können eine Ergänzung, keinesfalls aber ein Ersatz für die Flüssigkeitsgabe sein. Die Entscheidung über den Einsatz von Medikamenten sollten Sie in jedem Fall gemeinsam mit Ihrem Kinder- und Jugendarzt treffen. Cola-Getränke und eine tagelange „Durchfalldiät“ mit fettarmen Speisen sind zur Behandlung ungeeignet.


In folgenden Situationen sollten Sie umgehend die kinder- und jugendärztliche Praxis oder auch die Notfallambulanz einer Kinderklinik aufsuchen:

  • Ihr Kind ist jünger als 7 Monate oder wiegt weniger als 8 kg (besonders Frühgeborene).
  • Ihr Kind hat eine andere bekannte Grundkrankheit, besonders am Darm, der Niere oder eine Stoffwechselerkrankung.
  • Ihr Kind hat hohes Fieber (> 39,5 °C).
  • Ihr Kind zeigt auffälliges Verhalten wie Schläfrigkeit, Gereiztheit, schrilles Schreien, Trinkschwäche.
  • Ihr Kind hat sehr zahlreiche und große Mengen wässrigen Stuhls z. B. > 8 – 10 Stühle pro Tag.
  • Ihr Kind leidet an unstillbarem Erbrechen.
  • Ihr Kind verweigert trotz Zeichen der Austrocknung die Trinklösung.
  • Der Zustand Ihres Kindes verschlechtert sich trotz Gabe der Flüssigkeit.
  • Ihr Kind leidet an blutigen Durchfällen (mehr als einzelne Blutfäden).
  • Wenn Sie sich überfordert fühlen oder unsicher sind.

 

Bei Fragen können Sie sich gerne an uns wenden,
Ihr Praxisteam mit Anja Seiler und Dr. Bettina Görges